Ling Ma: New York Ghost

Ein Hotelzimmer, ein weiches Bett, Klimaanlage. Im Fall dieses Buchs eine gute Umgebung zum Lesen. Die Protagonistin bewegt sich nämlich durch eine apokalyptische Landschaft, gerät in sehr zweifelhafte Gesellschaft, muss wirklich alles hinter sich lassen. Die Ursachen dafür sind in einer, nun ja, Pandemie zu finden, die ihren Heimatort New York genauso erfasst wie den Rest der Welt. Da die Handlung einige gespenstische (ahem) Ähnlichkeiten mit der Covid-Pandemie hat, war all der zivilisatorische Komfort um mich herum sehr tröstlich.

Ein fesselndes, vielschichtiges Buch über den Zusammenbruch der Zivilisation, welches beunruhigend vertraute Details aufweist. Diese Vertrautheit steckt etwa in den kleinen Parallelen zum Leben heute, wie den Floskeln in E-Mails, in denen man sich gegenseitig Gesundheit wünscht, dem (anfänglichen) Zusammenhaltsgefühl über Kontinente hinweg. Das Buch ist im englischen Original 2018 erschienen und zeigt hier seine erzählerische Qualität. Spannend erzählt, radikal durchdacht, ein sehr lohnenswertes Buch.
Am Ende ist man außerdem froh, dass die Realität der Fiktion dann doch ein großes Stück hinterher hinkt. Klopapierengpässe sind im Vergleich zu einer Art Anarcho-Apokalypse deutlich leichter verkraftbar.

Ling Ma: New York Ghost. Culturbooks 2021. ISBN: 978-3-95988-152-4

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