Wenn ihr dem Alltag entfliehen wollt und einen Tag Zeit habt (denn ihr werdet es wahrscheinlich in einem Rutsch lesen), nehmt dieses Buch. Susanna Clarke hat mit Jonathan Strange & Mr. Norrell bereits einen außergewöhnlichen phantastischen Kosmos erschaffen. Da sie nach diesem Erfolg in eine tiefe persönliche Krise stürzte, warten wir immer noch auf die Fortsetzung. Jetzt hat sie ein kleines Buch dazwischen geschoben, das ebenso viel Beachtung verdient.
Ein Mensch lebt an einem phantastischen Ort, wo sich Säle voller Statuen aneinanderreihen, die Gezeiten das Haus durchspülen und Regen, Wolken, Schnee, Sonne und Sterne sich abwechseln.
Vögel gibt es auch, und Fische. Er lebte ganz im Einklang mit sich und dieser Welt, wäre da nicht Der Andere.
Das Buch ist eine Parabel, die sich sowohl philosophisch als auch psychologisch interpretieren lässt: Über den Untergrund der Welt, der Ideen und Zivilisation, als ein Sehnsuchtsort für Menschen, denen andere Menschen zu viel sind. Als eine Metapher für das Abtauschen in seelische Isolation. Aber auch ein literarischer Thriller, ein Abenteuer, ein Rätselroman. Das ideale Buch für einen herbstlichen Sonntag auf dem Sofa. Kann ich bezeugen ;-)
Giovanni Battista Piranesi (1720-1778) war übrigens ein italienischer Künstler, bekannt besonders für seine Radierungen von erfundenen, monumentalen Kerkern.
Susanna Clarke: Piranesi. Heyne 2022. 978-3-453-32198-4

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